Um Unfällen vorzubeugen und Reparaturkosten nicht unnötig in die Höhe zu treiben, können sich Beschäftigte kommunaler Werkstätten innerhalb sechs Wochen zu Servicetechniker/-innen für Kommunalfahrzeuge ausbilden lassen.

Mechatronikerinnen und Mechatroniker der Kommunalwirtschaft haben vor allem mit teuren und komplexen Spezialmaschinen zu tun. Dementsprechend fit müssen Beschäftigte kommunaler Werkstätten in Theorie und Praxis sein. 

Wird bei der Fahrzeugwartung oder -reparatur ‚einfach mal drauf losgeschraubt‘, können sich im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Situationen ergeben, zum Beispiel bei Hoch-Volt oder Hydraulikanlagen. Der Betrieb trägt dabei eine Mitverantwortung, denn eine gezielte Fehleranalyse ist erlernbar. Fachwissen verhindert nicht nur Unfälle, sondern ermöglicht auch kostengünstigere Reparaturen. So gehen Arbeitsschutz und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand. 

Im Interview mit Bernd Leowald haben wir über den Alltag in kommunalen Werkstätten gesprochen. Er war rund zehn Jahre als Regionalleiter von Stadtsauberkeit, Straßenreinigung und Winterdienst im Hamburger Bezirk Mitte bei der Stadtreinigung Hamburg (SRH) tätig. Inzwischen ist er vor allem als Referent für die Akademie für Kommunalfahrzeugtechnik deutschlandweit tätig. Neben der inhaltlichen Mitgestaltung unserer Weiterbildungen für Berufskraftfahrende gehört Bernd Leowald auch zum Referierendenteam des Lehrgangs Servicetechniker/in Kommunalfahrzeug. 

Basiswissen in Physik, Spezialwissen über Kommunalfahrzeuge und ein Verständnis der Schaltpläne sind elementare Grundlagen für die Arbeit in kommunalen Werkstätten 

Um Störungen zu finden und gezielt am Fahrzeug beheben zu können, ist ein grundlegendes Verständnis für physikalische Vorgänge und spezifisches Fahrzeugwissen notwendig. Wird nicht systematisch nach dem Fehler gesucht, steigen die Reparaturkosten unnötig in die Höhe. „Reparaturen verlängern sich, wenn man einfach ausprobiert, aber nicht die wahre Ursache findet. Man muss Schaltpläne kennen, um die Fehler zu finden und gezielt am Fahrzeug beheben zu können“, so Bernd Leowald. Das Gesetz schreibt zwar keine regelmäßige Weiterbildung von Beschäftigen in kommunalen Werkstätten vor. Um unnötige Mehrkosten zu vermeiden und die Arbeitssicherheit nachhaltig zu verbessern, ist es jedoch empfehlenswert, Mechatronikerinnen und Mechatroniker fortzubilden. 

In Hydraulikanlagen wirken starke Kräfte. Wenn hier Störungen vorliegen, kann ein leichthändiges Verhalten schnell brenzlig werden. Beispielsweise sollte bekannt sein, welcher Druck zu erwarten ist, wenn man ein Müllfahrzeug leer durchlaufen lässt. „Es sind 30 oder 40 bar, denn es wirkt keine äußere Kraft auf das System ein“, erklärt Leowald. „Wenn man nun davon ausgeht, dass die Anlage 200 bar hat und dann 30 bar misst, dann wird erst einmal die Pumpe ausgetauscht. Das ist falsch.

Ein weiteres Beispiel: Bevor ein Kipper auf Störungen überprüft wird, ist es unbedingt erforderlich, ihn mechanisch zu sichern. Wird der Schlauch zum Hubzylinder ohne mechanische Sicherung demontiert, kann sich der Kipper lösen. Im schlimmsten Fall werden hierdurch Personen tödlich verletzt. Gefährlich wird es auch, wenn bei Arbeiten an der Bremsanlage Fehler passieren. Funktionieren deswegen die Bremsen bei der Fahrt nicht einwandfrei, kann sich ein Unfall im Straßenverkehr ereignen. „Hier stellt sich dann auch die Frage, wer letztlich die Verantwortung dafür trägt“, bemerkt Leowald. 

Die Weiterbildung ‚Servicetechniker/-in Kommunalfahrzeuge‘ vermittelt theoretisches und praktisches Fachwissen in drei Lernfeldern 

Wer physikalische Zusammenhänge und Schaltpläne versteht, kann eine fachkundige Fehleranalyse durchführen und Störungen gezielt beheben. Hier setzt der Lehrgang ‚Servicetechniker/-in Kommunalfahrzeuge‘ an. Neun Referenten vermitteln in insgesamt sechs Wochen theoretisches und praktisches Fachwissen und Sicherheit für die Arbeit in kommunalen Werkstätten. Der Lehrgangsinhalt gliedert sich dabei in die drei Lernfelder ‚Technologien moderner Kommunalfahrzeuge‘, ‚Wartung und Reparatur‘ und ‚Automatisierung‘. Die Weiterbildung findet in den Lehrwerkstätten der FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG in Osterholz- Scharmbeck statt und wird mit einer IHK-Prüfung abgeschlossen. 

Um Ihnen vorab einen kleinen Einblick von unserem Lehrgang zu geben, haben wir einige Impressionen in einem kurzen Video festgehalten: https://youtu.be/diZHRUdBlrg. Sehen Sie es sich gerne einmal an! 

Mehr über die Fortbildung „Servicetechniker/in Kommunalfahrzeug (IHK)“ erfahren Sie unter https://kommunalwirtschaft.eu/07050.

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