Die Thermischen Abfallbehandlungsanlagen (TAB) leisten einen positiven Beitrag zum Klimaschutz. Wir haben Martin Treder von der Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD e.V.) gefragt, warum die thermische Abfallbehandlung als klimafreundliche Energie immer wichtiger wird.

Akademie Dr. Obladen (ADO): Herr Treder, wie empfinden Sie die derzeitige Diskussion um die Berechtigungsfrage der Müllverbrennungsanlagen (MVAs) in einer Kreislaufwirtschaft?

Martin Treder (MT): ITAD hat eine „Roadmap 2040“ bei PROGNOS beauftragt, die bald veröffentlicht wird. Es zeigt sich, dass die Thermische Abfallbehandlung (TAB) in den nächsten Jahren an Bedeutung im Bereich der Kreislaufwirtschaft, der Sektorenkopplung und als Dienstleister im kommunalen Umfeld steigen wird.

ADO: Wie passen Klimaschutz und MVA für Sie zusammen? 

MT: Durch die Substitution von fossilen Energien im Bereich Strom und Wärme sowie der Rückgewinnung von Metallen aus der Schlacke tragen die 80 ITAD Mitgliedsanlagen zur CO2 -Entlastung bei – im Saldo noch rund 6 Mio. t pro Jahr. Dieser Beitrag wird durch den Kohleausstieg sinken, da der Substitutionsfaktor sinken wird. Die TAB Betreiber sind sich aber ihrer Verantwortung bewusst. Themen wie Wasserstoffproduktion und die Abtrennung von CO2 aus dem Rauchgas mit anschließender Methanolsynthese gewinnen an Bedeutung.

ADO: Haben die MVAs durch die Produktionsmöglichkeiten von H2 nun wieder einen größeren Stellenwert? 

MT: Das Thema Wasserstoff zeigt, dass Entsorgungs- und Energiewirtschaft weiter zusammenwachsen werden. Die TAB sind ein interessanter Partner für den notwendigen Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur (s. z.B. Initiative GET H2), wie folgende Beispiele zeigen:

  • Thermische Abfallbehandlungsanlagen können Wasserstoff für Busse produzieren, um im Ballungsraum Stadt Schadstoffe zu minimieren.
  • Elektrolyseure bei den Thermischen Abfallbehandlungsanlagen können als Systemdienstleister für den Strommarkt fungieren (Ãœberschussstrom zu H2).
  • Langfristig kann über CO2-Abscheidung (mit der H2-Produktion und einer Synthese) der Kohlenstoff (C) – Kreislauf geschlossen werden. Auch in einer „defossilisierten“ Gesellschaft brauchen wir weiterhin Kohlenstoff (chemische Industrie, Kraftstoffe).

ADO: Sehr interessant! Vielen Dank für Ihre Einschätzung.

Ãœbrigens: Martin Treder spricht am 03.03.2020 auf unserer Fachkonferenz zum Thema „Abfallverbrennungsanlagen – neue Chancen der Sektorenkopplung“ in Wuppertal. Hier finden Sie weitere Informationen. 

 

Teilen Sie diesen Beitrag